Historisches Hohegeiß

Im Jahr 1444 erbauten Mönche aus dem 12 km entfernten Kloster Walkenried im „nemore (Wald) Hoegeyss“ eine Kapelle an einer Stelle, die „Pforte zum Himmel“ genannt wurde (unmittelbar beim heutigen Wohnhaus Auf dem Berge 10).

Die Mönche hatten Eisen- und Kupfererze rund um Hohegeiß gefunden, wollten mit der Kapelle ihren Besitzanspruch sichern und Menschen für den Abbau ansiedeln. Die Kapelle wurde genau über dem Kupfererzlager erbaut.

Seit 1527 ist Erzabbau in Hohegeiß urkundlich belegt. Anfang des 18.Jahrhunderts übernahm die Landesherrschaft den Kupfererzabbau selbst. Zwei Förderschächte, zwei Wasserlösungsstollen und bis zu sieben Förderstrecken wurden angelegt. Ein Pochwerk und ein Bergamt ergänzten die unterirdischen Anlagen oberirdisch.

Bereits in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts kam der Bergbau zum Erliegen, spätere Versuche der Neuaufnahme im 19. und 20. Jahrhundert scheiterten an der Rentabilität.

Auch zur Hochzeit des Bergbaus waren nur wenige Einheimische in den Gruben beschäftigt. Die Mehrzahl der Bergleute kam aus dem Nachbarort Zorge mit längerer Bergbautradition. Bis zu 70 Hohegeißer schmiedeten das in Zorge geschmolzene Eisen, Böttcher stellten „Bottiche“ (Fässer), Eimer, Wannen und andere Holzprodukte her. Stellmacher bauten Fuhrwerke, Fuhr- und Handelsleute brachten die Hohegeißer Eisen- und Holzprodukte bis an die Nordseeküste. Eine kleinteilige Land- und Viehwirtschaft im Nebenerwerb sicherte das Überleben ab.

Im 19.Jahrhundert verdrängte die aufkommende Industrialisierung die Hohegeißer Handwerke. Der gegen Ende des Jahrhunderts aufkommende Tourismus, der Wintersport und Gesundheitsdienstleistungen (Sanatorien) sorgten für neue Beschäftigungsmöglichkeiten bis in die Neuzeit.

Der Ortsname Hohegeiß hat nichts mit dem springenden Geißbock im Hohegeißer Wappen gemein. Die alten Schreibweisen „Hogeyz“ und „Hoegeyss“ deuten auf hochgelegene Quellen (isländisch Geysir) hin, die es rund um den Ort reichlich gibt. Möglich wäre auch noch „Hogass“ als Bezug auf einen uralten hochgelegenen Weg über den Harz, der heute zur Bundesstraße 4 gehört.

Dieser uralte Weg ist auch eine der zahlreichen Gebietsgrenzen, die bei Hohegeiß zusammentreffen. Hier befindet sich südlich des Ortes das Dreiländereck Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Vier Landkreise grenzen aneinander, Goslar, Göttingen, Harz und Nordhausen. Bis 1989 lag Hohegeiß unmittelbar an der innerdeutschen Grenze.

Hohegeiß ist auch eine Wasserscheide. Die westlichen Quellen speisen das Leine/Weser- Flusssystem, die östlichen Quellen entwässern letztlich in die Elbe.

Hohegeiß ist die höchstgelegene geschlossene Ortschaft Norddeutschlands. Als Kriterium gilt die Höhenlage von (ehemaligen) Rathaus und Kirche mit über 600m über dem Meeresspiegel. Im 1645 gebauten Pfarrhaus, dem ältesten Haus des Ortes, ist das Heimatmuseum untergebracht, das mit den Schwerpunkten Entstehung des Ortes, Bergbau, Handwerke, Tourismus und innerdeutsche Grenze die oben angesprochenen Themen anschaulich vertieft.